Musikalisches Geschehen
Wir singen in Gottesdiensten und Konzerten Werke von Palestrina bis Bach, von Mozart bis Brahms, von Dvorák bis Kodály.
Der ungarische Komponist Zoltán Kodály schrieb sein „Budapester Te Deum“ 1936 zur 250-Jahr-Feier der Befreiung der Stadt Buda und des
Abendlandes von den Türken. Er wählte den altehrwürdigen Lobgesang des Te Deums in lateinischer Sprache, um so die Symbolträchtigkeit für die gesamteuropäische Kultur deutlich zu machen und schuf
damit eines der wichtigsten und universalsten Werke der Chorliteratur des 20. Jahrhunderts.
Felix Mendelssohn-Bartholdy schrieb seine 2. Sinfonie als Sinfonie-Kantate mit Solisten, Chor und Orchester als Auftragswerk 1840 für das Leipziger Gutenbergfest, mit dem der 400. Jahrestag der
Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern gefeiert wurde. Diese Erfindung steht letztlich für das Ende des Mittelalters und den Beginn der Neuzeit und der Aufklärung durch die nun mögliche
allgemeine Verbreitung von Informationen und Wissen. Der Komponist stelllt diesen Gedanken „durch die Finsternis zum Licht“ ins Zentrum seines Werkes, das mit dem Motto überschrieben ist: „Alles, was
Odem hat, lobe den Herrn!“
Juliläumskonzert am 16. November 2014
Max Bruch: Oratorium "Moses"
Ein sehr schönes Geschenk machte der Kirchenchor Sankt Laurentius sich und seinen Freunden zu seinem 150. Geburtstag. In „seiner“, der
Grefrather Kirche St. Laurentius gelang unter der eher zufälligen Anwesenheit des zuständigen Bischofs Heinrich Mussinghoff eine tadellose Aufführung des Oratoriums „Moses“.
Vom Komponisten Max Bruch wird außer dem ersten Violinkonzert und vielleicht noch der schottischen Fantasie kaum noch ein Werk aufgeführt . Mal abgesehen davon, dass auch das zweite Violinkonzert in
d-moll seinen Reiz hat: Bruch hinterließ zahlreiche Chorkompositionen. Mit „Moses“ beispielsweise lässt sich auch heute noch ein Publikum begeistern, wie durch die Aufführung vor restlos gefüllten
Kirchenbänken eindeutig bewiesen wurde. „Da lief es mir heiß und kalt den Rücken runter“, äußerte eine Zuhörerin spontan nach der Aufführung.
Das Werk wurzelt so recht in der Romantik des 19. Jahrhunderts. Es lässt Platz für große Gefühle, und der Komponist versteht sich darauf, diese in Musik umzusetzen. Kraftvoll-pathetische Partien hat
der Chor genau so zu singen wie leise, empfindsame und tragische.
Das gelang dem großen Jubiläumschor ganz ausgezeichnet. Sorgfältig hatte der musikalische Hausherr Johannes Herrig das Werk einstudiert. Die Arbeit hat sich gelohnt; die Aufführung
beeindruckte.
Konnte die Einstudierung des Chors über einen längeren Zeitraum erfolgen, so blieb für die Abstimmung mit dem Orchester nicht viel Zeit. Trotzdem klappte das Zusammenwirken von Chor und Orchester
ohne Probleme. Die Partitur sieht eine große Orchesterbesetzung vor, zu der auch Blechbläser, Schlagwerk und Orgel gehören. Die Bottroper Symphoniker mit ihrer Konzertmeisterin Zsuzsa Debre bewährten
sich als sicherer Partner. Der Orchesterklang war zwischen den Gruppen ausgeglichen, die klangliche Abstimmung mit dem Chor stimmte ebenfalls. Dass Theo Dahmen nicht ein Orgelpositiv nahe Chor und
Orchester, sondern – wegen des besseren Klangs - die Kirchenorgel am anderen Ende des Raumes einsetzte, zeugte von Mut zum Risiko. Der wurde belohnt, denn trotz der weiten Entfernung zu den anderen
Mitwirkenden klappte das Zusammenspiel.
Zwei der drei Gesangssolisten kamen als Gast von der Düsseldorfer Oper, die stimmgewaltigen Ulrike Mertens (Sopran) und Bo-Hyeon Mun (Tenor). Ein Heimspiel hatte der dritte Mann, der Grefrather Bass
Hans-Peter Feyerabend, der sich ebenfalls als zuverlässiger Solist auszeichnete. Johannes Herrig war zu jedem Zeitpunkt Herr des Geschehens.
Langer, herzlicher Beifall würdigte die Leistung aller Mitwirkenden.
Chorkonzert zum Volkstrauertag
Kirchenchor begeistere mit Uraufführung.
"Stirbt aber ein Mensch, wo ist er?": In der gut gefüllten Pfarrkirche St.Laurentius präsentierte der Grefrather Kirchenchor unter Leitung von Johannes Herrig eine Trauerkantate von Gerd Froesch.
Unterstützt wurden sie dabei von den Solisten Andrea Hügel, Elvira Bill, Stefan Hinssen und Matthias Zangerle sowie insgesamt zehn Musikern aus der Umgebung.
Der Grefrather Musiker und Komponist Gerd Froesch (1920-2007) war viele Jahre Leiter der Kreismusikschule Viersen. Er gründete und
leitete bis kurz vor seinem Tod den Rheydter Kammerchor, war Kirchenmusiker und musizierte im WDR. Für den Kirchenchor St.Laurentius komponierte er 1977 seine Laurentius-Messe für Kinderchor, Chor
und Bläser. In den letzten Jahren seines Lebens arbeitete er an einer Kantate für einen Kompositionswettbewerb über die Frage des Lebens und Sterbens des Menschen, die aber bis heute noch
unaufgeführt blieb. Der Kirchenchor St.Laurentius hat zum Gedenken an den engagierten Musiker und ebenso liebenswürdigen Menschen Gerd Froesch diese Kantate "Stirbt aber ein Mensch, wo ist er?",
endlich zum Erklingen gebracht. Es war für alle Musizierenden eine Ehre, diese Uraufführung mitzugestalten und für Musiker sowie Zuhörer gleichermaßen spannend, die gedruckten Noten zum Leben zu
erwecken.
Dieses Werk ist in Anlehnung an ein berühmtes Werk der Musikgeschichte entstanden, der Bachschen Trauerkantate "Gottes Zeit", auch bekannt unter dem Namen "Actus tragicus". Ähnlich ist die
außergewöhnliche instrumentale Besetzung mit 2 Gamben und 2 Flöten, Orgel, Violoncello und Kontrabass, bei Froesch kommt mit einem Marimbaphon noch eine besondere Klangfarbe hinzu. Grundlage für
dieses Werk bilden der Choral "Ach wie flüchtig, ach wie nichtig", in seiner ganzen Länge unter Gotteslob 657 nachzulesen.
Wir ergänzten das Programm mit einer doppelchörigen Motette von Johann Michael Bach, dem Vater der ersten Ehefrau von Johann Sebastian, einer Motette aus der Sammlung "Israelsbrünnlein" des
Schütz-Zeitgenossen Johann Hermann Schein und der faszinierenden a-capella-Vertonung "Der Mensch lebt und bestehet" vom Spätromantiker Max Reger.